Wie ein Zuviel an Zucker das Gehirn beeinflusst kann gerade jetzt wieder zur bevorstehenden Advents- und Weihnachtszeit beobachtet werden. Norbert Klotz
(Foto), Ernährungscoach mit dem Fokus auf Familien, erklärt die Hintergründe.
„Attacke!“ – ein Schrei von hinten, der rasch näherkommt und viel bedeuten kann: Entweder es fliegt gleich eine selbstgebastelte Papierrakete an den Hinterkopf oder ein Kind springt ungebremst auf den Rücken – es ist Zeit zum Toben, der Nachwuchs fordert „Party!“. Auch in den Kinderkörpern kommt es immer öfter zur „Dauerparty“, sobald die Weihnachtszeit näher rückt. Dies mag an der Vorfreude auf die Geschenke liegen, sicher aber auch an dem, was sich in dieser Zeit seinen Weg in den Kindermund bahnt. Zwar fragt man sich als Eltern, ob es wirklich gut ist, wenn die Kleinen zur bereits vorhandenen Schokoladennikolaus- Armee auch noch das Maxi-Sparpaket aller Kinderschokolade- Produkte als „Mitbringsel“ bekommen: Im Vorweihnachtstrubel fehlt dann aber oft die Kraft, sich „den paar Süßigkeiten“ zu widersetzen und Alternativen zu schaffen. Warum denn auch?
Schauen wir uns einfach mal an, was da im Kinderkörper passiert: Sobald der Schoko-Nikolaus liebevoll den Kopf abgebissen bekommt und die Kinderaugen zum Strahlen bringt, spielt der Blutzuckerspiegel recht schnell „Hau den Lukas“ und jagt in die Höhe. Kleine „Zuckerflummis“ tanzen alsbald durch die Blutbahn und während die Party im Kinderkörper auf Hochtouren läuft, meldet das Gehirn Gefahr: „Zu viele „Zuckerflummis“ im Umlauf!“ „Kein Problem“, ruft die Bauchspeicheldrüse und beauftragt den Flummifänger Insulin, den Blutzuckerspiegel zu senken.
Um vor der nächsten Schoko-Keks-Lebkuchen-Geleefrucht-Ladung gewappnet zu sein, beseitigt das Insulin gleich mehr „Zuckerflummis“ als eigentlich nötig und der Blutzuckerspiegel sinkt tiefer als vor der Schokoladung. Im Kinderkörper machen sich Unruhe und Nervosität breit. Das Flummigefühl war so cool, da muss dringend Nachschub her! Heißhunger auf Zucker entsteht … und der kann in der Weihnachtszeit an allen Ecken und Enden befriedigt werden. Also, schnell nachladen und... Die Party geht weiter!So beginnt ein Kreislauf, der für viele Beteiligte weniger lustig ist und der sich auf die Dauer negativ auswirkt.
Die Bauchspeicheldrüse. Je mehr Zucker oben reinkommt, desto mehr Insulin muss sie produzieren. Irgendwann kann sie den Anforderungen nicht mehr standhalten. Eine Folge ist Diabetes Typ 2, dessen Vorstufe immer häufiger bereits bei Kindern festgestellt wird.
Die Figur. Überschüssige „Zuckerflummis“ platziert das Insulin schnellstmöglich in Fettzellen. Selbst schlanke Kinder legen durch einen hohen Zuckerkonsum
leere Fettzellen an, die irgendwann gefüllt werden.
Die Psyche. Die Achterbahnfahrt des Blutzuckerspiegels bringt auch das Gehirn ins Chaos, denn das permanente Auf- und Ab fühlt sich nicht gut an. Nervosität, Unkonzentriertheit und Hibbeligkeit sind die Folge.
Das Kind. Ein durch Fehlernährung übergewichtiges Kind ist leider schon in jungen Jahren völlig unnötigen Hänseleien und Spott ausgesetzt. Unkonzentriertheit und Hibbeligkeit sorgen zudem schnell für den Stempel „AHDS-Kind“, was im schlimmsten Fall einen Teufelskreis aus Stigmatisierung und Medikamenten nach sich zieht. Kinder sollen Sü.igkeiten genießen dürfen. Für uns Eltern ist es
aber wichtig, über das, was da im Körper passiert, Bescheid zu wissen und in den Alltag mit einzubeziehen, damit unsere Kinder gesund bleiben.
Eine Kinderhand voll Süßigkeiten pro Tag ist ein bewährtes Maß!
Bauen Sie saisonales Obst (am Stück, nicht als Saft oder Smoothie) fest in jeden Tag ein! (jetzt z.B. Mandarinen, Äpfel, Pflaumen...)
Bitten Sie Verwandte, anstatt Süßigkeiten z. B. ein ausgesuchtes Buch oder Spiel mitzubringen.
Belohnen Sie ihr Kind nicht mit Süßigkeiten – längere und gesündere Freude machen z.B. ein Pixi-Buch, Spielzeugauto, ein cooler Stift oder Stempel.
Ersetzen Sie zuhause Industriezucker durch gesündere Alternativen, wie zum Beispiel Trockenfrüchte oder Melasse.